“Blood”, das neue Album von Allison Moorer, ist nach Nick Caves brillantem “Ghosteen” mindestens das zweite Werk, das dieses Jahr den Verlust von Familienangehörigen thematisiert. “Darf man dabei von einem Konzept-Album sprechen”, habe ich mich gefragt. Und “Wie lange braucht man, um ein Trauma künstlerisch zu verarbeiten?”
Bei Allison Moorer sind es weit über 30 Jahre. Und das Resultat kommt nicht ohne Pathos aus, ja. Doch wo, wenn nicht in der Musik; wann, wenn nicht nach dem gewaltsamen Tod der Mutter, Laura Lynn Smith, durch die Hand des Vaters und dessen anschliessenden Selbstmord, darf ein Mensch dem Pathos Raum geben? Vor allem, wenn dabei, wie es hier der Fall ist, gleichzeitig auf Kitsch verzichtet wird (wenn auch nicht auf Religion; doch auch für die kann ich unter den gegebenen Umständen Verständnis aufbringen).
1986 war es, als die 14-jährige Allison und ihre 17-jährige Schwester Shelby von Schüssen aufgeweckt worden sind. Ihr Vater hatte vor dem Haus ihre Mutter, die ihn verlassen hatte, erschossen und dann sich selbst. Nun liegt das Album vor, auf dem Moorer die Ereignisse rund um den Femizid aufarbeitet.
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