Drei Fragen an den Kursleiter:
Sven, weshalb sollten Craniosacral Therapeutinnen und Therapeuten sich das Venolymphatische System genauer anschauen?
Eigentlich sollten sich Therapierende verschiedenster Methoden dieses System genauer anschauen. Wenn man bedenkt, dass Gesundheit immer auf der Grundlage eines funktionierenden Stoffwechsels stattfindet, kann man die Bedeutung der venolymphatischen Behandlung gar nicht hoch genug einschätzen. Wenn man versucht, sich in eine Körperzelle zu versetzen und sich dann seine Umgebung (also den Zwischenzellraum) anschaut, dann hätte man doch Freude daran, wenn sämtliche benötigten Nährstoffe um einen herum "schwimmen" würden. Und man wäre wohl noch fröhlicher, wenn man den eigenen produzierten Abfall ohne Widerstand loswerden könnte. Nur in diesem Milieu kann man als Zelle ein glückliches und gesundes Leben führen. Auch auf die Gefahr hin, dass es langweilig klingen mag: das ist das einzige Ziel einer venolymphatischen Behandlung. Die Behandlungsmöglichkeiten hingegen und deren Hintergründe sind allerdings extrem spannend.
Du bist ausgebildeter Osteopath. Wo siehst Du das Potential der Craniosacral Therapie?
Interessant ist hierbei die Entwicklung dieser beiden Methoden. Die Osteopathie hatte bis vor 10 oder 15 Jahren das selbe Menschenbild wie die Craniosacral Therapie heute. Durch die zwanghafte Akademisierung musste die Osteopathie leider die nicht-wissenschaftlichen, intuitiven und empathischen Themen ablegen, was sehr schade ist. Man könnte also sagen, das Potential der Craniosacral Therapie liegt in der Verkörperung der "ur-osteopathischen" Prinzipien, angereichert mit einer einfühlsamen Wahrnehmung des Klienten und den wunderschönen Möglichkeiten, die uns der Breath of Life zur Verfügung stellt. Ich gebe zu, das hört sich etwas poetisch an, widerspiegelt aber sehr deutlich die Tatsache, dass die Craniosacral Therapie sich heute völlig von der Osteopathie emanzipiert hat und ein stolzes Eigenleben führen darf.
Legst Du den Schwerpunkt auf strukturelle oder biodynamische Aspekte?
Das ist natürlich eine Frage, die nicht auf alle Klienten bezogen beantwortet werden kann. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, kategorisch einen Schwerpunkt zu legen. Es wäre schade, wenn man nur auf das eine oder auf das andere zurückgreifen könnte. Vielmehr sollten die Klienten, bzw. der Grund warum sie bei uns sind entscheiden, ob man einen Schwerpunkt legen muss, oder ob nicht sogar die Kombination der beiden Aspekte am sinnvollsten wirkt. Die Richtung der Behandlung erkennt man oftmals erst dann, wenn man schon am behandeln ist… Im Bezug auf die venolymphatische Behandlung ist es allerdings tatsächlich so, dass die strukturellen Techniken überwiegen. Das hat aber weniger mit einer Wertung zu tun, sondern viel mehr damit, was uns die Erfahrung gelehrt hat.
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